Erinnerungsarbeit der VVN-BdA Bochum
Die Erinnerungsarbeit ist fester Bestandteil der Tätigkeit der VVN-BdA Bochum: Die Verbrechen der
Nazi-Diktatur in Bochum sollen nicht vergessen werden. In der „Schriftenreihe der antifaschistischen Geschichte Bochums“ erschienen zwischen 1982 und 2010 zehn Hefte. U.a. erschien 1993
die Broschüre Die Verfolgung der Juden in Bochum und Wattenscheid, 1998 das Heft Zwischen Verdrängung und Spurensuche: Die Verfolgung der Juden in der Erinnerung der Bochumer Bevölkerung.
Das Schicksal der nach Bochum verschleppten Zwangsarbeiter war schon früh ein zentrales Thema für die VVN - BdA. Je länger der Zweite Weltkrieg dauerte, umso größer wurde der
Arbeitskräftemangel in Deutschland, auch in Bochum. Menschen aus allen von Deutschland besetzten Ländern wurden nach Deutschland verschleppt, hier zu Zwangsarbeit und schlechtesten Lebensbedingungen gezwungen.
In Bochum gab es ca. 135 Lager, in denen ca. 35 000 Kriegsgefangene und Zivilisten Sklavenarbeit leisten mussten. Viele von ihnen starben. Allein auf dem Friedhof am Freigrafendamm wurden 1613 Männer und Frauen
aus den verschiedensten Ländern beigesetzt. Bei den Lagern in Bochum handelte es sich um Außenlager zumeist des Konzentrationslagers Buchenwald. Sie unterstanden formal der SS, wurden aber auf
Antrag von Industriebetrieben, vor allem der Rüstungsindustrie, eingerichtet.
In Bochum gab es drei große Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald:
- SS-Baubrigade III. Die etwa 50 Häftlinge wurden nach den großen Bombenangriffen
auf Bochum im Jahre 1944 als Bombenräumungskommando eingesetzt. - 650 Häftlinge, zumeist Juden, waren bei den Eisen- und Hüttenwerken an der Castroper Straße untergebracht.
- Das größte Lager war an der Brüllstraße, gehörte zum Bochumer Verein. Hierher kamen am Juli 1944 vor allem Juden aus Ungarn, im November 1944 lebten hier 1 706 Menschen. Die
Verstorbenen dieses Lagers wurden i.d.R. verbrannt. Nach der Zerstörung des Krematoriums wurden 52 gestorbene Juden auf dem jüdischen Friedhof an der Wasserstraße beigesetzt. Zum Bochumer Verein
gehörten übrigens nach 12 weitere Zwangsarbeiterlager, zeitweise waren zwischen 25 und 40 Prozent der Arbeitskräfte Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen.
Die VVN - BdA bemühte sich immer wieder um die Aufstellung von Tafeln, die an das Schicksal der
Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen erinnern sollten:
- Im August 2008 wurde im Eingansbereich des Stadtparks eine Gedenktafel
aufgestellt. An dieser Stelle hatte die Bochumer Gestapo im April 1945 kurz vor dem Einmarsch amerikanischer Truppen 20 Häftlinge durch Genickschuss ermordet. Das Projekt wurde von der Sparkasse Bochum
finanziell unterstützt. - Am 14. September 2008 übergab die Oberbürger- meisterin Frau Dr. Scholz den neugestalteten Ehrenrundplatz auf dem Friedhof Freigrafendamm mit einem
Gedenkstein an die Öffentlichkeit. Verhandlungen der VVN - BdA mit Vertretern städtischer Einrichtungen waren vorangegangen. 1947 waren hier die Urnen von Widerstandskämpfern beigesetzt worden, der Platz war
im Laufe der Jahre immer mehr verwahrlost. An der Veranstaltung im September 2008 nahmen neben der gestaltenden Künstlerin Frau Käthe Wissmann und Herrn Steinmetz Rütterhof auch zahlreiche Bochumer
Parlamentarier und Vertreter der Verwaltung teil.
Zwei von der VVN - BdA initiierte Projekte sind noch nicht realisiert, aber deren Verwirklichung wird
vorbereitet:
- Das Projekt Saure Wiesen. Hier stand ein Zwangsarbeiterlager des Bochumer Vereins,
belegt war es mit Zwangsarbeitern zumeist aus der Ukraine und aus Russland. Nach dem Krieg lebten in den Baracken zunächst Leute, die ihre Wohnungen durch die Bombenangriffe verloren hatten. Später wurde das
Gelände als Müllkippe für giftige Stoffe verwendet. Die seit August 2006 von der VVN - BdA mit der Stadt geführten Gespräche führten zu der Entscheidung, dass hier ein Gedenkort entstehen soll. Die
Realisierung dieses Planes steht noch aus. - Das Projekt Brüllstraße. Hier befand sich – wie bereits erwähnt – ab Juni 1944 ein Zwangsarbeiterlager des Bochumer Vereins, in
dem vor allem ungarische Juden untergebracht waren. Das Gelände wird heute anderweitig genutzt, steht als Gedenkort also nicht zur Verfügung. Geplant ist jetzt, dass im Eingangsbereich zu diesem
Gelände eine Gedenktafel und ein Gedenkstein angebracht werden soll. Die Finanzierung dieses Projekts ist im Moment noch nicht gesichert.
Die VVN - BdA wird sich weiter um die Realisierung der letzten beiden Projekte bemühen.
(Klaus Kunold)
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